Sie bestand aus einem Wechselbad der Gefühle und war ziemlich nervenaufreibend für alle, die hier wohnen.
Aufregung, Vorfreude, Unsicherheit:
Mija's erster Schultag stand an!
Am Dienstag war der erste Schultag nach der Corona Pause, zunächst einmal für Aiyana und Kiara. Um 12.00 hatten dann Heidi, Mija und ich ein Gespräch mit dem sehr netten Rektor Mr. Jones, um Mijas Aufnahme zu besprechen.
Alles ging ziemlich unkompliziert über die Bühne und alle Menschen, denen wir bisher an dieser Schule begegnet sind, sind extrem freundlich und aufmerksam.
Am Mittwoch durfte Mija dann loslegen und ging mit sehr gemischten Gefühlen morgens in die Schule.
Ihr Lehrer, Mr. Sifani holte sie im Rektorat ab und brachte sie in die Klasse. Ihre Mitschüler wussten schon Bescheid und kümmerten sich darum, dass Mija sich wohl und willkommen fühlt.
In ihrer Klasse spricht niemand deutsch und sie hörte und sprach den ganzen Morgen nur englisch. Sie kam dann gut gelaunt, aber erschöpft aus der Schule und war den ganzen Mittag ziemlich schlapp.
Am Donnerstag und Freitag war sie dann krank und lag mit Kopfschmerzen und Schwindel im Bett.
Übers Wochenende erholte sie sich wieder, zum Glück!
Heute, am Montag, rief sie dann aus der Schule an, dass sie sich wieder unwohl fühlt und ich holte sie gegen 09.30 ab.
Mr. Jones kam zu einem Gespräch heraus und meinte, das käme sehr häufig vor, weil viele Kinder an der Schule englisch nicht als Muttersprache haben.
Sie sind dann überfordert mit der Situation und überanstrengen sich und wir sollen es einfach entspannt angehen lassen.
Jetzt machen wir es so, dass Mija morgen nur bis zehn Uhr bleibt und wir das jeden Tag verlängern.
Sorge, Angst, Mitgefühl, Gemeinschaft:
Leider hatten wir diese Woche wieder Pferde, die nicht so ganz fit waren.
Zuerst legte sich Trooper am Ende der Reitstunde mit einem Schüler mitten auf den Platz. Der arme Kerl ist immer wieder von Magenschmerzen geplagt und wir brauchen hier dringend Magenschutz... Den man leider im Land nicht kaufen kann 😣 Heidi bekam das Pferd schon mit diesem Problem und obwohl er wirklich rund um die Uhr Heu hat und auch Kraftfutter technisch gut versorgt wird, hat er immer wieder schlechtere Tage. Man kann ihn mit Schmerzmitteln schnell wieder flott bekommen, aber das kann ja kein Dauerzustand sein.
Wir brauchen Hilfe!
Woher bekommen wir Medikamente und Magenschutz, z. B. Magnoguard, Pronutrin und so weiter...???
Am Mittwoch begann die vierjährige Delhi zu koliken, eine bildschöne feine Rappstute, die unglaublich geduldig und brav ist.
Delhis Kolik stellte für uns alle eine große Herausforderung dar...
Am ersten Tag behandelten wir sie mit krampflösenden und schmerzstillenden Mitteln. Die schlugen auch für ein paar Stunden an... Dann kamen die Schmerzen wieder und wir versuchten alles, was uns an Bordmitteln zur Verfügung stand, um ihr zu helfen. Die Nacht war unruhig und da die Tierärzte hier ja auch nicht sooooo viel machen können, bekam Delhi immer wieder Schmerzmittel. Die Vene war immer schwerer zu finden, aber irgendwie ging es. Der Donnerstag war durchwachsen und in der Nacht zum Freitag spritzen wir nochmal Schmerzmittel.
Da sie nur noch sehr wenig, flüssig und faulig stinkend äpfelte und immer wieder krampfte, gaben Heidi und ich ihr schließlich Penicillin.
Heidis Mann Heiner, der ja Arzt ist, half uns per Telefon aus Kuwait, welche Dosis und welches Medikament wir nehmen sollten und wir legten los.
Was in einer Beinahe-Katastrophe endete...
Nachdem ich die ersten 20ml injiziert hatte und gerade mit der zweiten Spritze begann, fiel Delhi unkontrolliert nach hinten, lag flach auf der Seite und hatte einen Krampfanfall.
Wir waren beide sicher, dass sie jetzt stirbt, sie zuckte und verdrehte die Augen, streckte alle Beine kerzengearde in die Luft, es war einfach nur schrecklich.
Dann versuchte sie, sich aufzurichten und knallte im Dunkeln gegen den Zaun, Bäume auf dem Paddock, wurde aber langsam sicherer auf den Beinen. Schließlich lief sie wie manisch im Kreis, aber egal, sie lief! Heiner, der die ganze Zeit am Telefon war, beruhigte uns und sagte immer wieder, dass wir ihr Zeit geben sollen, was anderes blieb uns ja auch gar nicht übrig....
Einige Minuten konnten wir sie nicht stoppen, irgendwann fing sie sich aber und Heidi bekam sie zu fassen.
Die arme Maus ist offensichtlich allergisch gegen dieses Penicillin und hatte einen anaphylaktischen Schock.
Wir hatten riesiges Glück, dass sie überlebt hat und als sie schließlich ruhig stand und zu fressen begann, trauten wir uns ins Bett.
An Schlafen war aber nicht zu denken und am nächsten Tag stellten wir fest, dass wir beide die ganze Nacht mit recherchieren verbracht hatten...
Was für ein Alptraum.
Am Freitag setzte Heidi dann alle Hebel in Bewegung, um einen Tierarzt hierher zu bekommen, was sich als nicht ganz einfach herausstellte. Mehrere Stunden nach vielen Anrufen tauchte endlich ein Doc auf, der sich alle Mühe gab, dem Pferd zu helfen. Die Kleine kam an den Tropf und bakam nochmal Schmerzmittel. Die halbe Mannschaft hier war versammelt, um zu helfen.
Heike kam oft vorbei, fragte, was Delhi macht und ob wir etwas brauchen.
Sian und ihr Mann Sebastian verpassten dem Pferd Einläufe, bevor der Tierarzt kam,
Dirk (der Küchenchef) half mit und konnte es kaum aushalten, Delhi leiden zu sehen.
Als Delhi dann am Tropf hing, waren Kellner, Pferdejungs und alle anderen im Einsatz.
Pferd halten.
Infusionen halten und Flaschen wechseln.
Das weitere Vorgehen mit dem Doc besprechen.
Nasen-Sonde scheiterte aufgrund eines zu dicken Schlauches usw.....
Währenddessen ging der normale Stall- und Restaurant-Betrieb weiter. Sian und ich gaben Unterricht, Dirk und die Kellner mußten zurück ins Restaurant, Sebastian und die Pferdejungs blieben abwechselnd bei Delhi...
Das Wochenende blieb wechselhaft und bis heute ist Delhi nicht gesund, aber am Leben. Heute möchte der Tierarzt, der gestern nochmals kam, ein Medikament für den Magen besorgen, vielleicht hilft das ja. Da keiner eine Gastroskopie machen kann, therapiert man eben auf Verdacht.
Gezeigt hat uns diese Situation, dass wir uns im Notfall aufeinander verlassen können und jeder versucht, zu helfen. Delhi wurde fünf Tage lang bestmöglich betreut und wir bangten gemeinsam um ihr Leben.
Denn die Kehrseite der Medaille hier ist die tierärztliche Versorgung, vor allem für Pferde. Bis da endlich mal ein Tierarzt kommt, kann es Tage dauern und wenn er dann da ist.... Fehlen Ausrüstung und Medikamente.... Aber die Tierärzte hier sind freundlich, bemüht, wissen um die Problematik und tun, was in ihren Möglichkeiten steht.
Zufriedenheit und Freude:
Momentan machen alle unsere Schüler große Fortschritte und wir haben viel Spass am Unterrichten. Es gibt einige neue Anfragen und wir versuchen, alle unterzubringen.
Vor allem muss der Großteil aber fit werden für Gruppenstunden und das möglichst, bevor Mija und ich wieder nach Deutschland zurückkehren.
Überraschung:
Manchmal staunt man ja, was für Menschen sich unter den Reitschülern tummeln.
Hier haben wir nicht nur Vertreter/innen unterschiedlicher Botschaften, sondern auch die Co-Trainerin der Botswanischen Nationalmannschaft im Frauenfussball.
Und ein Mitglied der Olympiamannschaft im Boxen. Ob er selbst Trainer ist oder Boxer, werden wir noch herausfinden 😉
Ich hab mich schon gewundert, wie schnell er alles umsetzen kann und was er alles wissen will...
Er träumt auch davon, auf seiner Farm große Pferde (die ihn tragen können) zu züchten und möchte bis Weihnachten so gut reiten lernen, dass er in allen Gangarten ins Gelände gehen kann.
Am Wochenende waren Restaurant, Reitschule und Ponyreiten sehr gut gebucht und besucht, wir hatten allerdings kein WLAN mehr und einige Zeit keinen Strom. Zum Glück ist im Restaurant ein Generator!
Sian und ich haben davon kaum etwas gemerkt, wir waren ja draussen beschäftigt 😊
Heute ist hier wieder Ruhetag, fast alle (ausser Heidi, die glaube ich extrem wenig Pausen macht) haben frei.
Mija und ich gehen ein bisschen an den See und später koche ich noch was für uns.
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