Die Pferde halten uns auf Trab

Hallo ihr Lieben,

Heute lief im Stall, im Gegensatz zu gestern, wieder alles normal. Was los war, erzähle ich euch gleich.

Im Restaurant geht's dank dem neuen Koch Dirk wohl rund und Heidi flitzt durch die Gegend, um alles zu besorgen, was er bei ihr "bestellt". 

Am Wochenende gibt's als Special "typisch deutsches Essen" und die ersten Tische sind schon reserviert.

Gestern war allerdings kein so guter Tag...

 Morgens lag Tamasca schon auffällig viel auf dem Paddock. Sie fraß nicht, sah extrem müde aus und war merkwürdig still.
Koliker sind meistens sehr unruhig, scharren, wälzen sich, schwitzen, schauen sich nach dem Bauch um usw. Puls und Atmung werden dann auch deutlich schneller.
Bei Tamasca war das alles nicht der Fall, sie wollte einfach nur liegen... Da sie tragend ist, wollte Heidi sie nicht unnötig mit Medikamenten belasten und so warteten wir den Tag über ab. Alle beobachteten sie, hörten Darmgeräusche ab, kontrollierten Schleimhäute und Puls, Kiara und Mija führten sie ein wenig herum...

Wir waren alle etwas ratlos und hatten natürlich auch Angst, dass mit dem Fohlen etwas nicht in Ordnung ist. 

Es gibt hier übrigens im ganzen Land keinen Pferdetierarzt, man muss sich also so gut es geht selbst helfen. Es gibt zwar Tierärzte, die Pferde auch mit behandeln, aber gerade im Falle einer Kolik können sie auch nicht mehr machen als Schmerzmittel zu spritzen.
Gegen 18.00 Uhr verschlechterte sich Tamascas Zustand und sie bekam dann doch Buscopan Comp., das wirkt krampflösend und schmerzlindernd. Es wirkte schnell und sie beruhigte sich wieder, aber gut war das noch nicht. Ihre Paddock-Kollegin Lilly begann dann auch noch mit derselben Symptomatik, na super. 

Irgendwie beruhigte mich das aber ein wenig, es schien wohl nichts mit dem Fohlen zu tun zu haben. 

Da war wohl irgendwas im Heu, das die Beiden nicht vertrugen, anders konnten wir uns die Sache nicht erklären.

Lilly war nach einer Spritze Buscopan wieder fit und begann zu fressen.

Mija und ich waren gegen 20.00 Uhr in unserem Haus und Heidi wollte sich melden, wenn sie um 23.00 Uhr nach den Beiden sah und Hilfe brauchte.

Um 23.00 Uhr kam folgende Nachricht:"Oreo und Tamasca sind ausgebrochen und ich kann sie nicht finden."

Oreo ist Tamascas beste Freundin und die Beiden waren irgendwo auf dem riesigen Gelände. 

Tamasca krank. 

Im Stockdunkeln. 

Hoffentlich nicht am See!!!

Mija und ich sausten im Schlafanzug los und auf dem Weg von unserem Haus in Richtung Stall sahen wir zuerst Tamasca.  Sie lag auf dem (an dieser Stelle sehr weichen) Weg. Oh je. 

Als wir bei ihr waren, stand sie zum Glück auf und wir sahen dann auch Oreo ein paar Meter weiter im Gebüsch. Sie graste seelenruhig und wir riefen nach Heidi, die ein ganzes Stück von uns entfernt immer noch suchte. 

Schließlich tauchte sie aus der Dunkelheit auf und auch sie war im Schlafanzug "mal kurz schauen" gegangen. Nur hatte sie noch einen kuscheligen, wallenden roten Morgenmantel drüber geworfen...

Gemeinsam stapften wir mit den Pferden zum Paddock zurück und puh, Tamasca gefiel uns gar nicht. Sie stand mit nach hinten gestreckten Hinterbeinen seltsam da, fraß und trank noch immer nicht und hatte auch kaum geäpfelt. 

Die Darmgeräusche waren nur sehr schwach zu hören und wir versuchten mit einem bestimmten Griff (den mir vor sehr vielen Jahren ein damals schon älterer Pferdemann gezeigt hat) Tamascas Bauch "anzuheben". Danach akupressierte ich ein paar Akupunkturpunkte, die bei Koliken helfen können und sie lehnte sich regelrecht gegen mich. Nach einiger Zeit hatte sie dann genug, stand noch kurz bei uns und marschierte dann los - zum Heu!!!

 Erst zupfte sie vorsichtig ein paar Halme aus dem Netz, dann fraß sie immer zügiger. 
Wir füllten das Wasser auf und Heidi holte aus den umliegenden, nachts leeren Paddocks noch ein randvolles riesiges Heunetz. 
Sie marschierte in ihrem roten wallenden Mantel mit dem Netz über der Schulter an uns vorbei und im Licht unserer Handylampen sah sie ganz eindeutig aus...  wie der Nikolaus 🎅😂  
Trotz des ganzen Dramas und auch aus Erleichterung, dass die Pferde wieder in besserer Verfassung waren, mussten wir alle lachen und gingen mit einem relativ guten Gefühl ins Bett.

Tamasca und Oreo, die Mija besonders gerne mag 😍